Es spielt keine Rolle, ob es sich um den Friedensnobelpreis handelt, den für Medizin, Physik oder Chemie. Die ersten Sätze, die alle Preisträger als Erstes zum Besten geben, lauten immer gleich: „Ich bin überrascht. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“
Wie wird man Nobelpreisträger? Wer sind diese Menschen, die so überraschend aus der Versenkung in die Öffentlichkeit hervorspringen wie das Federteufelchen aus der Trickkiste? Sind es alles Hochbegabte? Intelligente Eigenbrötler? Wahnwitzige Genies? Eine Antwort darauf haben Forscher im Gehirn Albert Einsteins gesucht. Der Nobelpreisträger ist erst drei Stunden tot, als ein Gerichtsmediziner seinen Kopf öffnet und das Hirn aus dem Leichnam entfernt. Heute ist Einsteins Gehirn in mehreren Glasbehältern rund um den Globus verteilt. Es ist die Grundlage von bislang drei veröffentlichten Studien gewesen.
Ein Prozent Inspiration So hat die US-Neurowissenschaftlerin Britt Anderson festgestellt, dass einige Regionen in der vorderen Hirnrinde ungewöhnlich dicht gepackt gewesen seien, was eine höhere Effizienz bewirkt haben könnte. Ihre Theorie-Rivalin Sandra Witelson von der kanadischen McMasters-Universität in Hamilton gab bekannt, dass eine seitliche Region der Großhirnrinde, genau dort, wo das mathematische Denken angenommen wird, übermäßig stark entwickelt gewesen sei. Wissenschaftlich unumstößlich ist jedoch nur die Erkenntnis, dass Einsteins Gehirn 1230 Gramm schwer ist. Damit ist es verhältnismäßig leicht im Vergleich zu einem Normalhirn von 1,4 Kilogramm. Was also ist das Geheimnis von Einsteins kleinem, aber brillant klugem Kopf? Wo er doch so ein schlechter Schüler war. Das jedenfalls behauptet eine der hartnäckigsten Legenden über Albert Einstein, ganz entsprechend dem Vorurteil vom unangepassten, einsamen Genie. Aber dieser Mythos ist falsch. Das Gegenteil ist richtig: Einstein war sogar ein hervorragender Schüler, vor allem in Mathematik und Physik.
Der Mythos vom einsamen, autistischen Hochbegabten hält sich so standhaft wie jener vom blonden Dummchen. Thomas Alva Edison, der die Glühbirne erfand, hat die Sekundärtugenden neben dem Genie gewichtet: „Ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration.“ Edisons Flapsigkeit ist statistisch unterfüttert. Der aus Ungarn stammende Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi hat sich 91 kreative Köpfe vorgeknöpft - Schriftsteller, Musiker, Physiker, Biologen, viele Nobelpreisträger. Keine der Persönlichkeiten erfüllte das Klischee vom entspannten Überflieger. Alle waren harte Arbeiter - sie waren sogar von Arbeit regelrecht besessen.
10.000 Stunden. So lange dauert es nach dem kanadischen Nervenarzt Norman Doidge, bis ein gewöhnlich Begabter eine spezielle Fertigkeit professionell ausführen kann. Üben, üben, üben ist demnach entscheidend.
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