Immer mehr junge Menschen studieren. Zum ersten Mal seit fünf Jahren liegt die Zahl der Studenten wieder bei 2 Millionen. Laut Statistischem Bundesamt schrieben sich im Studienjahr 2008 insgesamt 385.500 Erstsemester an deutschen Hochschulen ein – ein Rekordwert. Gerade in Zeiten einer beschworenen Wirtschaftskrise gilt offensichtlich ein Hochschulabschluss noch am ehesten als Garant für einen Arbeitsplatz.
An den deutschen Hochschulen hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr viel verändert. Humboldt wurde durch Bologna ersetzt – an die Stelle des freien, selbstbestimmten Studierens mit oft ungewissem Ausgang ist eine schulähnliche Struktur getreten. Bis 2010 sollen im so genannten BolognaProzess alle Magister- und Diplomstudiengänge auf einen sechssemestrigen Bachelor und viersemestrigen Master umgestellt werden – den Normalfall in vielen Ländern Europas.
Präferenz nach der Region Viele Studenten entscheiden sich für einen Studiengang, der vom wirtschaftlichen und sozialen Profil ihrer Herkunftsregionen abgeleitet scheint. CHE Consult hat auf der Basis von Daten des Statistischen Bundesamts für das Studienjahr 2006/2007 erstmals ermittelt, welche Fächerpräferenz die Abiturienten in den Regionen haben. Dabei gibt es auffallende Unterschiede. So kommen Studienanfänger mit hoher Präferenz für die Ingenieurwissenschaften vor allem aus Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – wo mittelständische Unternehmen eine große Rolle spielen. Rechts-, Wirtschafts-, und Sozialwissenschaften faszinieren dagegen vor allem die Nordlichter. Sprach- und Kulturwissenschaftler stammen vornehmlich aus dem Westen der Republik, im Osten interessieren sich nur wenige für Geisteswissenschaften. Mathematik und Naturwissenschaften sprechen junge Menschen aus dem Süden und dem Westen an, im Norden und Osten bleiben diese Fächer schwach. Was haben diese Erkenntnisse zu bedeuten? „Drei Faktoren formen die fachspezifische Nachfrage“, sagt Thimo von Stuckrad von CHE: „Ein vorhandenes Studienangebot in der Region, eine regionale wahrnehmbare positive berufliche Perspektive und Familienund Bildungstraditionen.“
Die zunehmende Mobilität zeigt: Studenten suchen die beste Universität. Noch vor zehn Jahren gab es so gut wie kein Bewusstsein für Qualitätsunterschiede der Hochschulen. Doch die Diskussionen um Bachelor und Master, Studiengebühren oder Elite-Unis haben hier Bewusstsein geschaffen. Nun wollen nicht nur wieder mehr junge Leute studieren, sie stimmen auch mit den Füßen über die Qualität ihrer Ausbildung ab. Der Wettbewerb um die besten Köpfe hat gerade erst begonnen.
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Welt Online
Deutschlands Unis begehrt
e Uni (-, s) univerzita
begehrt žádaný
r Abiturient (en, en) maturant
auf/nehmen (a, o) zahájit (studium)
r Erstsemester (s, -) prvák (na VŠ)
sich ein/schreiben (ie, ie) zapsat se
beschworen zaříkávaný
r Hochschulabschluss (es, ü-e) vysokoškolské vzdělání
am ehesten nejspíše
ersetzen nahradit
selbstbestimmt individuálně určovaný
ungewiss nejistý
r Ausgang (s, ä-e) výsledek
schulählich školský, jako ve škole
r Studiengang (s, ä-e) studijní cyklus, obor
sechssemestrig šestisemestrální
um/stellen přeorientovat
e Herkunftsregion (-, en) region, z kterého pocházejí
abgeleitet odvozený
ermitteln zjistit
e Fächerpräferenz (-, en) volba / preference oborů
auffallend nápadný
r Studienanfänger (s, -) student v prvním ročníku
mittelständisch středně velký
s Unternehmen (s, -) podnik
s Nordlicht (s, er) člověk ze severu Německa
stammen pocházet
vornehmlich hlavně
e Geisteswissenschaft (-, en) humanitní věda
an/sprechen (a, o) oslovit
e Erkenntnis (-, se) poznatek
e Nachfrage (-, n) poptávka
vorhanden existující, stávající
s Studienangebot (s, e) studijní nabídka
wahrnehmbar viditelný
e Bildungstradition (-, en) tradice vzdělávání
zunehmend vzrůstající
so gut wie kein téměř žádný
s Bewusstsein (s, 0) vědomí
e Studiengebühr (-, en) poplatek za studium
schaffen (u, a) vytvořit
ab/stimmen hlasovat