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Goethe fände es funny

Česko

„Geschlechtsverkehr und die Stadt“ statt „Sex and the City“?

Solche Übersetzungen sind für den Germanisten Rudi Keller unnötig. Er fordert Toleranz für Anglizismen und andere Wörter mit Migrationshintergrund.

Wie sind Sie darauf gekommen, eine Arbeit über den Sprachverfall beziehungsweise über den Sprachwandel zu schreiben?

Seit 2000 Jahren ist literarisch belegt, dass Menschen sich über den Sprachverfall Gedanken machen. Und doch hat noch kein Mensch jemals eine verfallene Sprache vorführen können - so etwas scheint es nicht zu geben. Meine generelle These ist, dass das, was Menschen aus ihrem begrenzten Blickfeld heraus als Sprachverfall wahrnehmen, im Wesentlichen nichts anderes ist als der ganz normale Sprachwandel. Was halten Sie davon, dass in Unternehmen zunehmend von „sich committen“ die Rede ist?

Man muss prinzipiell unterscheiden zwischen der Kritik am Sprachverhalten Einzelner und der Frage, ob die deutsche Sprache als Sprachsystem darunter leidet. Natürlich gibt es jede Menge Menschen, die sich unmöglich ausdrücken, so wie es beispielsweise viele Menschen gibt, die sich schauderhaft anziehen. Aber es ist die Frage, ob die europäische Mode darunter leidet, dass einige Leute absolute Fehltritte begehen. So ist das auch bei der Sprache. Als Linguist fühle ich mich zuständig für die Beurteilung unserer Sprache -und unsere Sprache ist in Ordnung. Andererseits stelle ich fest, dass Leute „sich committen“. Wenn sie das mögen, dann stört mich das nicht. Ich selbst habe mit Leuten, die sich committen, nicht allzu viel zu tun. Ich lese meine Tageszeitungen - da committet sich keiner. Die Sprachkritiker picken sich ja auch immer merkwürdige Rosinen heraus und verallgemeinern diese und denken, das Abendland geht zugrunde.

Sehen Sie alle sprachlichen Veränderungen positiv?

Da gibt es gar nicht viel zu bewerten. Im 19. Jahrhundert hiess es „schrauben - schrob - geschroben“. Jetzt heisst es eben „schrauben - schraubte - geschraubt“. Ist das jetzt besser? Natürlich fallen mir Dinge auf, die eigentlich „falsch“ sind - aber die werden mit der Zeit „richtig“. Nachrichtensprecher bei der ARD sagen beispielsweise „im Herbst diesen Jahres“ statt „im Herbst dieses Jahres“. Das wird sich irgendwann ganz durchsetzen, weil „diesen“ in Verbindung zu „nächsten“ und „vorigen“ gesehen wird, und die Leute nicht merken, dass „nächsten“ und „vorigen“ Adjektive sind, „dieses“ als Demonstrativpronomen aber eigentlich anders flektiert wird. Und deshalb flektieren sie es jetzt falsch und irgendwann wird’s richtig.

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