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Oktoberfest im Central Park

Česko

Wie die Deutschen in Amerika die „Steuben-Parade“ feiern

Am Freitagabend bot die Silhouette von Manhattan einen ungewohnt vertrauten Anblick: Das Empire State Building strahlte in den Farben Schwarz Rot und Gold. Ein klarer Hinweis darauf, dass am Samstag die Steuben-Parade stattfinden würde. Das ist jener Marsch, auf dem Deutsch-Amerikaner und Deutsche in Amerika sich selbst und die deutsch-amerikanische Freundschaft feiern. Die Parade hat ihren Namen von Baron Friedrich Wilhelm von Steuben, einem preußischen Offizier, der als General unter George Washington den Amerikanern im Unabhängigkeitskrieg zum Sieg verhalf.

Steuben brachte den amerikanischen Soldaten - damals ein ziemlich wilder Haufen - Disziplin und militärisches Denken bei. So lernten wir es in der Schule. Das stimmt auch soweit, nur fand ich viel interessanter, wie Steuben die Unterschiede zwischen den republikanischen Soldaten in Amerika und den europäischen Söldnern lernte. Einem befreundeten Offizier daheim in Deutschland schrieb Steuben: „Du kannst einem Soldaten sagen: Tu das, und dann tut er es. Ich dagegen sage zu ihm: Das ist der Grund, warum du das tun musst, und erst dann tut er es.“

Ein Viertel aller Amerikaner kann seine Herkunft irgendwo in Deutschland orten. Die Deutschen sind daher im eigentlichen Sinne normalere Amerikaner und daher als Einwanderergruppe viel weniger sichtbar als andere. Die SteubenParade ist zum Beispiel ungleich kleiner als die Parade der Iren am St. Patricks Day. Trotzdem war die 5th Avenue an diesem 15. September ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmehr und sah aus wie die Ludwigstraße in München nach dem 3:1 gegen Portugal bei der letzten Fußball-WM.

Es war der Parade 50. Jahr, und die Organisatoren hatten Henry Kissinger auserkoren, den Grand Marshall zu spielen, also den Schirmherrn der Parade. Vier Stunden lang harrte er neben dem deutschen Botschafter und dem General-konsul auf der Tribüne am Central Park aus, bis all die Gruppen, Blaskapellen und Vereinswagen an ihm vorbei gezogen waren - von den deutschen Clubs in der New Yorker Polizei, über die Freiwillige Feuerwehr Wickede, den „Plattdeutschen Volksfest Verein of Brooklyn“ und den „New Jersey Schuetzen Club“ bis zum „NY HotaBavarian Soccer Club“ und dem „Föhrer und Amrumer KrankenUnterstützungsverein von 1884“.

Nach der Party gab es im Central Park eine Party „Oktoberfeststyle“ mit Bierzelt, Blasmusik und deutschem Bier. Karl Ehmer, ein deutscher Metzger aus New Jersey, verkaufte Wurst und Sauerkraut. Sein Sonderangebot zur Steuben-Parade: Je eine Bratwurst, Knackwurst und Weißwurst auf Sauerkraut für 25 Dollar. Mein Lieblings-Deutscher an diesem Tag aber war Lenny Coyne. Coyne ist Pressesprecher der Parade und eigentlich Ire. Aber er kann einen hervorragend Schuhplattler tanzen und auf seinem Hut steckt der größte Gamsbart New Yorks.

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