James Bond, der schwarzhaarige, blauäugige Ladykiller mit der Lizenz zum Töten war eine idealisierte, gleichsam verschärfte Version seines Autors, Ian Fleming, der am 28. Mai 100 Jahre alt geworden wäre.
Die Ähnlichkeiten zwischen beiden sind offensichtlich. Beide stammen aus einer schottischen Familie - Fleming kam allerdings im noblen Londoner Stadtteil Mayfair zur Welt -, beide waren Eton-Schüler und hervorragende Sportler, beide verloren in früher Jugend ihren Vater. Valentine Fleming fiel 1917 im Ersten Weltkrieg, wenige Tage vor dem neunten Geburtstag seines Sohnes. Und beide, Bond wie Fleming, waren Frauenhelden, die Luxus und schnelle Autos liebten. Doch Fleming ließ Bond all das erleben, was ihm, der während des Zweiten Weltkrieges immerhin als Leutnant des britischen Marine-Nachrichtendienstes fungierte, an Spannendem verwehrt und Gefährlichem erspart geblieben war.
Filmreif Einen Sinn für filmreife, wenn auch nicht immer sehr praktikable Pläne hatte Fleming schon lange, bevor er Bond 1953 in seinem ersten Roman „Casino Royale“ aus der Taufe hob: Während des Krieges schlug er vor, Rudolf Heß, der im Mai 1941 nach Schottland geflogen war, vom Okkultisten Aleister Crowley vernehmen zu lassen. Dies wurde ebenso wenig in die Tat umgesetzt wie der Plan, einen mit Agenten gefüllten, ausgehöhlten Betonklotz vor der französischen Küste versenken zu lassen, um vom Meeresboden aus die Verteidigungsanlagen der Deutschen zu studieren.
Durch die Verfilmungen mit Sean Connery und Roger Moore wurde der Agent ihrer Majestät zum Kinophänomen. Für seinen Sohn Caspar, der später klinisch depressiv wurde und sich 1975 mit 23 Jahren umbrachte, schrieb er das Kinderbuch „Chitty-Chitty Bang-Bang“. Es erschien 1964. Am 11. August desselben Jahres erlag Ian Fleming in seinem Golfclub „St. George’s“ , der ihn zum berühmten Golfduell zwischen James Bond und dem Verbrecher Auric Goldfinger inspiriert hatte, einem Herzinfarkt.
James Bond sollte jedoch seinen Schöpfer nicht nur in Flemings eigenen Romanen überleben, sondern auch in vielen Nachfolgeprodukten - vor allem natürlich der Kinoreihe. Der erste Film, in dem Daniel Craig als Bond auftrat, war eine Neuauflage des ersten BondRomans „Casino Royale“. Auch der zweite Craig-Bond „Quantum of Solace“ basiert auf einem OriginalFleming, der gleichnamigen Kurzgeschichte von 1959.
Für all jene, die nicht bis zum Filmstart im November warten wollen, gibt es von diesem Mittwoch an einen neuen Roman: Der renommierte Autor Sebastian Faulks hat zum 100. Geburtstag Flemings „Devil May Care“ verfasst, in dem er sich in Stil und Personal stark an den Ur-Bonds orientiert hat. So hat die neue Nemesis des Spions, der pharmazeutische Unternehmer Dr. Julius Gorner, die bei Bond-Schurken übliche Deformation aufzuweisen: Er besitzt eine verkrüppelte Hand, eine sogenannte „Affenpfote“.