Pennen aus Protest

Vor 40 Jahren protestierten Yoko Ono und John Lennon im Bett gegen den Vietnam-Krieg

Es war 23 Minuten vor Mitternacht, als der weiße Rolls-Royce vor dem Hilton-Hotel in Amsterdam hielt. Ein frisch verheiratetes Paar stieg aus, vom Blitzlichtgewitter der Fotografen nur mäßig berührt, schritt erhobenen Hauptes in die Präsidentensuite und kam eine Woche lang nicht mehr heraus. Was die beiden dort trieben, blieb aber nicht etwa unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dazu waren John Lennon und Yoko Ono zu verliebt - und zu politisch: Am 24. März 1969 starteten der BeatlesAnführer und seine frisch

Angetraute ihr legendäres „Bedin“. Das damals berühmteste Paar der Welt machte seine Flitterwochen auf gemütliche Art politisch: Es blieb im Bett und verkündete: „Make love - not war!“ Nimmt man Lennon und Ono beim Wort, war ihr friedensbewegtes Ausschlafen von edlen Motiven geleitet, nämlich als Protest gegen den Krieg, vor allem den in Vietnam. Damit diese Botschaft möglichst viele Menschen auf der Welt erreichen möge, stand die Suite von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends offen. Die Weltpresse defilierte durch das Schlafgemach der Flitterwöchner. Zigarettenqualm hing in der Luft, handgeschriebene Plakate zierten die Wände: „Bed Peace“ und „Hair Peace“ waren die Parolen. Yoko Ono flötete: „Es ist doch besser, statt Krieg zu machen, im Bett zu bleiben.“ Und John raunte dazu: „Lasst die Haare wachsen. Lasst sie wachsen - bis endlich der Friede da ist.“

Schließlich hatten sich Lennon und Ono bereits einen Ruf erarbeitet: Sie galten als Meister der Selbstentblößung. Kurz zuvor hatten sie sich nackt für ein Plattencover ablichten lassen. Doch anstatt einen Sittenskandal zu provozieren, saßen die beiden brav im Pyjama unter der Decke, hielten Händchen und dozierten über das Übel der Gewalt. Einem Reporter des kanadischen Senders CBC sagte Lennon: „Wenn Hitler und Churchill im Bett geblieben wären, wären heute noch viele Menschen am Leben.“ Mehr Pyjama-Politiker!

Die Enttäuschung sorgte bei vielen Medien für Spott: Den beiden selbsternannten Pop-Heiligen gehe es nur um Vermarktung und Aufmerksamkeit, hieß es. Lennon und Ono zeigten sich aber von ihrer Mission überzeugt. In seinem Lied „The Ballad of John and Yoko“ hat Lennon das „Bed-in“ in einigen Zeilen verewigt: „Haben eine Woche im Bett geredet, die Medienleute fragten: Hey, was macht Ihr da? Ich sagte, wir wollen nur ein bisschen Frieden für uns schaffen.“

Aus heutiger Sicht ist die ins Hotelzimmer verlegte Sit-in-Sitzung der beiden Friedensjünger ein meisterhafter PR-Coup. John Lennon und Yoko Ono nutzten den Medienrummel um ihre Heirat für ihre Musik und für ihre politischen Botschaften.

Eine echte Win-win-win-Situation. Die Matratze wurde zur Kampfzone für den Weltfrieden. Eine neue Marke war geboren. John Lennons und Yoko Onos FlitterwochenGeschenk an die Welt.

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