Čtvrtek 25. dubna 2024, svátek má Marek
130 let

Lidovky.cz

Schädliche Stereotype

Česko

Mädchen haben kein Mathe-Gen, Jungen fehlt das Lese-Gen

Solche biologistischen Klischees weisen die Pisa-Forscher in ihrer neuen Sonderauswertung über die Leistungen von Mädchen und Jungen zurück. Nicht die Natur, sondern „geschlechtsbezogene Vorurteile“ führten dazu, dass 15-jährige Jungen in den meisten Mitgliedsstaaten der OECD in Mathematik im Schnitt etwas besser abschneiden, während Mädchen im Schnitt durchgängig weit bessere Leistungen im Lesen erzielen.

Die OECD hält es nicht nur aus moralischen Gründen für problematisch, wenn Zukunftschancen vom Geschlecht abhängen. Sie ist auch davon überzeugt, dass es wirtschaftliche und soziale Vorteile bringt, wenn die Leistungen eines Geschlechts auf das Niveau des anderen gehoben werden können. Vorsprung im Lesen „In Mathematik und den Naturwissenschaften sind die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sehr gering“, sagt Paolo Zoido, der Leiter der Untersuchung. Er stützt sich dabei auf die drei internationalen Pisa-Studien aus den Jahren 2000, 2003 und 2006 sowie auf andere OECD-Untersuchungen. Im Lesen haben die Mädchen allerdings einen grossen Vorsprung. Unter den 15-Jährigen liegen sie im internationalen Schnitt 38 Punkte vor den Jungen (in Deutschland 42 Punkte). 40 PisaPunkte entsprechen etwa einem Schuljahr. Die Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen einer hohen Motivation zum Lesen und guten Leseleistungen: „Lesen ist eine kulturelle Praxis, die durch das soziale Umfeld beeinflusst wird“, erklärt die OECD. „Um das Interesse von Jungen am Lesen zu erhöhen, müssen deshalb die Familien und die Gesellschaft stärker eingebunden werden.“

In der achten Klasse lagen die Mädchen im internationalen Schnitt in Mathematik vor den Jungen. Hier tut sich ein scheinbarer Widerspruch zu Pisa auf. Denn bei Pisa liegen 15-jährige Jungen elf Punkte vor den Mädchen (in Deutschland um 19 Punkte). Der Unterschied zu Timss lasse sich mit einem unterschiedlichen Aufgabendesign erklären, sagt Zoido. Auch sei der Abstand zwischen Jungen und Mädchen bei Pisa „nur sehr gering“. Weit grösser als bei den Leistungen ist die Kluft zwischen Jungen und Mädchen bei ihrer Einstellung zur Mathematik. In 32 von 40 Ländern gibt es mehr Mädchen, die im Matheunterricht unter Leistungsdruck, Hilflosigkeit und Stress leiden. Im fehlenden Selbstbewusstsein der Mädchen, der mehr auf Stereotypen als auf tatsächlichen grossen Leistungsunterschieden beruht, sieht die OECD eine weitere Herausforderung für Eltern und Lehrer.

Autor: