Serien werden schlauer

Autor:

US-Serien wie „Dr. House“ sind zum kulturellen Leitmedium avanciert

Eine der neuen Serien, welche diesen Herbst in Deutschland startet, heißt „Californication“ und beobachtet einen Schriftsteller, der nach seinem Erstlingserfolg in Hollywood eine Schreibblockade hat und im Leben zu scheitern droht. Die Schreibblockade des Schriftstellers erscheint als Metapher für das neue Selbstbewusstsein der Serienautoren der Literatur gegenüber: Schreibblockaden kennen sie nicht, nur neue Formen der Selbstübertreffung. Als Produkt der Kulturindustrie ist die Fernsehserie so alt wie das Fernsehen selbst. Als Kunstform reift sie erstmals in den 90er-Jahren zur Blüte mit „Seinfeld“, „Sex and the City“ oder „Friends“.

Zynismus und Ironie Zynismus und Ironie als Formen der Existenzbewältigung werden kunstvoll weiterentwickelt: Witze auf Kosten aller Minder- und Mehrheiten sind selbstverständlich. Sie postulieren den Naturzustand der Menschen in Großstädten als einen vermeintlich moral- und konventionsfreien Raum. Was tun, wenn alles erlaubt und möglich ist? Was sind unsere Grenzen? In „Weeds“ wird die Geschichte einer gerade verwitweten Mutter zweier Söhne erzählt, die, um den bescheidenen Wohlstand der Familie zu retten, anfängt, in ihrer Upper-MiddleClass-Vorstadt Marihuana zu verkaufen. Gezeigt wird ein Amerika, in dem alle Moralapostel und Entscheidungsträger eigentlich unterhaltsame Zyniker sind: konservativ und anarchisch zugleich, während die puritanische Drogendealerin als einzige Idealistin versucht, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

In „Entourage“ wird ein sehr insiderischer Blick auf die Filmindustrie in Hollywood gelegt. Das Verführungshandwerk der Studios, die Blähroutine der Stars – all das wird undiplomatisch vorgeführt, und trotzdem wachsen die Helden ans Herz. Alle kämpfen, niemand macht sich freiwillig zum Opfer. Jeder ist unhintergehbar eigenverantwortlich. Diese Beschreibung beantwortet auch, warum es solche Serien in Deutschland kaum gibt – beziehungsweise warum sie in den Kinderschuhen stecken wie die löblichen „Doctor’s Diaries“ oder „Doktor Seltsam“. In Serien wie „Dr. House“ oder „Grey’s Anatomy“ hat sich in den USA ein Standard etabliert, den in Deutschland nur wenige Ausnahmeerscheinungen wie Helmut Dietl mit „Monaco Franze“ oder „Kir Royal“ oder der unterschätzte Franz X. Bogner mit seinem Historienpanorama „Irgendwie & Sowieso“ hatte.

Nico Hofmann (Teamworx), einer der erfolgreichsten deutschen Produzenten, sah die Fans dieser Serien vor allem „in einer extrem gebildeten, extrem polyglotten und weltoffenen Bevölkerungsschicht“ angesiedelt. Nur drei Jahre später gehören verschrobene Charaktere wie Dr. House zu den beliebtesten Figuren der Fernsehwelt – mit Traumquoten. Aus dem einst kleinen und eher elitären Zirkel von Serienfreunden sind Millionen geworden. Dies führt dazu, dass die Sender in Deutschland in diesem Herbst Serien einführen, die bisher als zu speziell für ein größeres Publikum galten. Der Nachschub an neuen Formaten scheint endlos: ob „The Flight of the Concords“ oder die in jeder Hinsicht fast rigide modernistische Serie „In Treatment“, die Gabriel Byrne als Psychologen bei jeweils einer Sitzung mit einem Patienten zeigen.

Welt Online

O autorovi| Stránku připravila Veronika Jičínská

Bolístky pod kontrolou: Vyhrajte dětské náplasti Cosmos s Prasátkem Peppou
Bolístky pod kontrolou: Vyhrajte dětské náplasti Cosmos s Prasátkem Peppou

I drobné odřeniny a škrábance mohou být pro děti velké drama. Zúčastněte se proto naší soutěže a vyhrajte limitovanou edici dětských náplastí...

Nastavte si velikost písma, podle vašich preferencí.