Früher kannte man sowas nur aus dem Fernsehen. Mittlerweile sind sie überall: Im Haus nebenan, auf der Strasse, im Supermarkt. Die Rede ist von jenen bemitleidenswerten Geschöpfen, deren fürsorglichen Eltern sich besonders verrückte Vornamen für sie ausgedacht haben.
In Hollywood ist es an der Tagesordnung, die Kollegen mit immer skurrileren Namen für den Nachwuchs zu übertrumpfen. So trägt beispielsweise das Töchterchen von Gwyneth Paltrow und Chris Martin den Namen Apple, Sylvester Stallones schimpft sich Sage Moonblod, und der Spross von Nicolas Cage und Alice Kim hört auf Kal-El Coppola.
Inzwischen erwärmen sich aber auch immer mehr „Normalo-Eltern“ in Europa für ungewöhnliche Namen. So liest man etwa auf belgischen Geburtsurkunden Vornamen wie Napoléon-Flavien oder Venus-Hornaelle. Beim Versuch, den Namen seines Sandkastenfreundes korrekt auszusprechen, könnte sich so manches Kind die Zunge brechen.
Während der Phantasie der Eltern in vielen Ländern kaum Grenzen gesetzt sind, gestaltet sich die Namensgebung in Deutschland etwas restriktiver. Laut Paragraph 262 Satz 3 dürfen „Bezeichnungen, die ihrem Wesen nach keine Vornamen sind, nicht gewählt werden.“ Um dem Kind durch seinen Vornamen keinen Schaden zuzufügen, gilt weiterhin, dass dieser Vorname deutlich das Geschlecht des Kindes wiedergeben muss und die Person nicht beleidigen darf. In Belgien gilt diese Vorschrift nicht, und so bleibt nur zu hoffen, dass der Junge mit dem Namen BabyfaceRalph über ein starkes Selbstbewusstsein verfügt.
Ostdeutsche Namen
Die Brisanz dieses Themas zeigt ein kürzlich veröffentlichter Artikel der Zeitschrift „Eltern“. Der Berliner Soziologe Jürgen Gerhards beschreibt die Folgen einer unüberlegten Namenswahl: Menschen würden mit einem Vornamen nicht nur das Geschlecht, sondern auch ein bestimmtes Alter, eine Region und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht in Verbindung bringen. So gelten beispielsweise Mandy oder Nancy als typisch ostdeutsche Namen, Leon und Maximilian als westdeutsch. Die Vornamen Chantal und Kevin werden mit eher weniger gebildeten Menschen assoziiert.
Die Bewohner der Bundesrepublik teilen sich derzeit rund 100.000 Vornamen. Doch bei einem Blick auf die Tabelle der häufigsten Namen scheint zumindest in Deutschland die Welt wieder in Ordnung: Bei den Jungen erfreuen sich Leon, Maximilian und Alexander grösster Beliebtheit, bei den Mädchen gehören Marie, Sophie und Maria zu den häufigsten deutschen Vornamen.