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Zögling des Teufels

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Norman Mailer macht Furore mit seinem Roman über den jungen Adolf Hitler

In Deutschland erwartet er heftige Kritik für „Das Schloss im Wald“, seinen 19. Roman, der am 27. September beim Verlag Langen Müller erscheint. Es ist der 36. Titel des groBen Alten der US-Literatur. „Man wird mich schelten, schwer schelten“, erwartet Mailer. Der Gedanke, den früheren „Führer“ als Menschen darzustellen, gelte im deutschsprachigen Raum als gefährlich, glaubt der zweifache Pulitzer-Preisträger: „Wegen der möglichen Wiederbelebung“ des Hitler’schen Gedankenguts.

Obwohl vom Alter und Gesundheitsbeschwerden sichtlich gezeichnet, hat Mailer, 84, noch nichts von seinem intellektuellen Ungestüm, dem Vergnügen an Provokation und der überbordenden Fantasie eingebüt. Als Günter Grass im Juni in New York wegen seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS angegriffen wurde, sprang das Enfant terrible der US-Literaten für ihn in die Bresche: „Wenn ich in Günters Schuhen gesteckt hätte, wäre ich ganz genauso bei der Waffen-SS gelandet.“ Verstehen, wer Hitler war „Ich halte es für ganz wichtig, dass wir verstehen, wer Hitler war,“ beharrt Mailer auf seiner Feststellung. Als Erzähler von Hitlers Kindheit und Jugend wählte er einen Gehilfen des Teufels namens Dieter oder kurz „D. T.“. Dieser verfolgt die Geschichte der Familie Hitler über Generationen und Adolfs („Adis“) Werdegang von Geburt an mit.

„D. T.“ beschreibt Klein-„Adi“ als „unglaublich liebeshungrig und verdammt verwundbar“. Der junge Hitler ist bei Mailer das Produkt eines Inzests. Er hasst den autoritären Vater und entwickelt einen „eisernen Willen“, um unter dessen harschen Strafen nicht vor die Hunde zu gehen. Die geliebte Mutter verwöhnt „Adi“ zunächst nach Strich und Faden, schiebt ihn aber ab, als das nächste Kind zur Welt kommt. Adolf entwickelt ein obsessives Verhältnis zu Fäkalien und zeigt sich früh von der Macht fasziniert. Als reichten diese Freud‘schen Vorboten für einen Sturm in Hitlers Leben nicht schon aus, fügt Mailer noch einen Joker hinzu. Bei der Zeugung von Adolf Hitler sei der Satan persönlich zugegen gewesen und habe diesen noch vor der Geburt in seine Fänge genommen, erzählt „D. T.“. Der Gehilfe des Teufels bekommt den Auftrag, „Adi“ für die Zukunft vorzubereiten, und verleiht ihm unter anderem rhetorische Fähigkeiten.

US-Kritiker bewerteten die Geschichte von den Hitlers und ihrem Spross Adolf mehrheitlich als eines von Mailers groBen Werken. Viele bewunderten seine Detailkenntnisse. Die Bibliografie im Anhang des Buches nennt Bücher von Freud, Jung, Milton, Wagner, Mann und Nietzsche bis hin zu den Hitler-Forschern Joachim Fest, Sebastian Haffner und Daniel Goldhagen. Mailer will noch einen zweiten Hitler-Band schreiben. „Das Schloss im Wald“, das Alterswerk des jüdischen Meisterautors ist sprachgewaltig, faszinierend und überwiegend brillant - wenn auch hin und wieder etwas unglaubwürdig.

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