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Greise im Gefängnis

Česko

Die Republik hat rüstige Rentner - und auch kriminelle Greise

Derzeit sucht die Berliner Polizei mal wieder einen kriminellen Rentner. Der Mann hatte EC-Karten geklaut und damit an Geldautomaten in Tempelhof, Neukölln und Kreuzberg hohe Beträge abgehoben. Die Fotos der Überwachungskameras zeigen einen korpulenten älteren Herrn mit dicker Hornbrille, Kinnbart und Halbglatze. Eher ein netter Großvater als ein Krimineller, würde man denken. Den sechzigsten Geburtstag hat der Mann wohl hinter sich - und ein paar Jahre Gefängnis hat er wahrscheinlich vor sich.

Der Berliner Opa ist kein Einzelfall. Immer häufiger beschäftigen sich Polizei und Justiz mit älteren Kriminellen. Gab es vor zehn Jahren in Deutschland etwa 110000 Tatverdächtige im Alter von sechzig Jahren und darüber, waren es 2007 schon 150000. Inzwischen sitzen auch Achtzigjährige in den Gefängnissen: In Bayreuth ist ein 81-jähriger Sexualstraftäter inhaftiert, der im Jahr 2013 entlassen werden soll. In Nordrhein-Westfalen ist der älteste Insasse sogar 84.

Parallel zur Zahl der Senioren steigt die Zahl ihrer Straftaten; der demographische Wandel beschert der Republik nicht nur rüstige Rentner, sondern auch kriminelle Greise. Alarmierend ist der Trend nicht: Selbst wenn die Rentner mehr Straftaten begehen, werden sie nie so kriminell wie die Jüngeren. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zwanzigjähriger wegen Körperverletzung in den Polizeiakten auftaucht, vierzigmal höher als bei einem Menschen jenseits der Sechzig. „Die Vergreisung des Landes ist letztlich ein Gewinn für die innere Sicherheit“, schließt der Kriminologe Christian Pfeiffer daraus. Für deutsche Gefängnisse ändert sich trotzdem vieles. Denn ihre Klientel wird älter, auch weil die Urteile der Richter offenbar weniger milde werden. Früher hatten Rentner große Chancen auf Bewährungsstrafen oder vorzeitige Entlassung, heute wird ihnen das seltener gewährt.

Kochkurse und Rückengymnastik Auf die neue Kundschaft müsse man sich einstellen, fordert der Leiter der Justizvollzugsanstalt Oldenburg, Gerd Koop. Seine Kollegin aus Detmold, Kerstin HöltkemeyerSchwick, hat dem Justizministerium in Düsseldorf schon Vorschläge gemacht, wie eine SeniorenAbteilung aussehen könnte - mit speziellen Matratzen und Griffen neben den Toiletten. Das Muster für einen „Rentner-Knast“ steht im baden-württembergischen Singen. Seit 1970 sitzen dort ältere Gefangene ein. „Wir bemühen uns, die Leute mobil zu halten“, sagt der Leiter Thomas Maus. Statt Anti-Gewalt-Trainings gibt es Kochkurse und Rückengymnastik; auch sind die Regeln ein wenig lockerer.

Auf der Gefängnismauer liegt kein Stacheldraht, denn keiner der Rentner könnte drüberklettern. Von den fünfzig Häftlingen möchte niemand in eine normale Anstalt wechseln, denn im gewalttätigen und von Jüngeren dominierten Milieu der Gefängnisse hätten sie wenig Chancen, sich zu behaupten. „Bei uns können sie mit Altersgenossen über Prostataprobleme und Herz-KreislaufErkrankungen reden“, sagt Maus. „In einem normalen Gefängnis interessiert das wenige.“

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