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Lidovky.cz

„Besuchen Sie mein Zelt“

Česko

20 Prozent des deutschen Wortschatzes sind fremder Herkunft

Sie kommen ohne Pass, sehen komisch aus und niemand weiss genau wo sie herkommen: „Wörter mit Migrationshintergrund“. Die deutsche Sprache wäre ohne sie 20 Prozent ärmer und mit Sicherheit langweiliger.

„Mach keine Fisimatenten!“ Keine Dummheiten machen heisst das, auf Deutsch. Zugegeben, so oft hört man dieses Wort nicht mehr, aber unter den eingewanderten Wörtern der deutschen Sprache ist dies ein Klassiker. Niemand weiss so genau woher es kommt - man vermutet aus dem Französischen „visitez ma tente“. Als Deutschland von Napoleon besetzt wurde, versuchten so die Soldaten deutsche Mädchen ins Zelt zu locken: „Besuchen Sie mein Zelt.“

In einem internationalen Wettbewerb des Goethe-Instituts sucht man genau diese Wörter und ihre Herkunft. Das ist nicht immer ganz einfach, denn viele deutsche Wörter wanderten bereits vor Jahrhunderten ein. Sie wandelten sich, wurden eingedeutscht und gehören heute wie selbstverständlich zur deutschen Sprachfamilie dazu.

Tohuwabohu Wenn das Herkunftswörterbuch nicht mehr weiter weiss, ist Kreativität gefragt. Zum Beispiel beim deutschen Wort „Tohuwabohu“. Auf Hebräisch heisst das „wüst und leer“ und wird allgemein mit Durcheinander übersetzt. Aber es ist nicht das Chaos, die Unordnung, sondern kann „ein Durcheinander beschreiben, ohne es zu kritisieren“, meint ein Teilnehmer des Wettbewerbs.

Neue Gegebenheiten brauchen neue Wörter. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen im Zusammenhang mit dem Dreissigjährigen Krieg militärische Begriffe ins Deutsche, wie der Appell, die Blessur oder der Deserteur. Später brauchte man Wörter, um die technischen Neuerungen zu beschreiben: Fotografie, Telefon, Telegramm. Die deutsche Sprache steht nicht still: Jeden Tag wandern Wörter ein, die irgendwann in aller Munde sind. Manchmal in flexibler Form - ob jemand etwas gedownloadet oder eher downgeloadet hat, ist noch umstritten.

Der Wettbewerb könnte auch zur Generationenverständigung beitragen. Eltern stehen oft mit fragendem Blick vor ihren Kindern, die chillen, rocken oder abdancen gehen wollen. Da wird in Zukunft der Griff ins Bücherregal weiterhelfen, denn die besten Einsendungen werden im Buch „Eingewanderte Wörter“ veröffentlicht.

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