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Der weise Mönch

Česko

Leonard Cohen in Berlin: ein Konzert von wunderbarer Schönheit

Als ein Spotlicht vom anderen Ende der gewaltigen O2-Arena in Berlin ausgesandt wird und den Mann mit Hut auf der Bühne erleuchtet, da hat man doch den Eindruck, dass das hier eine Messe ist. Dieser Mann ist Leonard Cohen, er ist 74 Jahre alt und der sanfteste Sänger im Schattenreich der Träume und Hoffnungen.

Leonard Cohen ist nach 15 Jahren wieder auf Tournee in Europa. Die Rückkehr hat profane Gründe: Er braucht das Geld, erzählt er in Interviews, denn seine Managerin hat ihn um sein Vermögen gebracht. Neun Millionen Dollar soll sie veruntreut haben, während er bei einem fünfjährigen Aufenthalt in einem kalifornischen Kloster den Buddhismus und die absolute Hingabe erlernte, sich „Jikan“ nannte, was so viel wie Stille bedeutet. Nicht wenige dankten heimlich der bösen Frau während dieses Auftaktkonzertes für diese Begegnung mit Leonard Cohen. Es wurde ein Erlebnis, und wer dabei gewesen ist, der wird diesen Begriff nicht für übertrieben halten: reinigend.

Kein Ladies’ Man mehr Cohen, der sein erstes Album vor 40 Jahren veröffentlichte, ist ein anderer geworden. Nicht mehr der „ladies’ man“, sondern ein altersweiser Mönch. Im Publikum sitzen Männer, die schon Camus lasen, als der noch lebte, und Schals tragen, obwohl es nicht zieht. Frauen um die 60, die sich an Zeiten erinnern, als alles noch eine Zukunft hatte, das Lieben auch. Und die Jungen, die die Lieder des Meisters zuerst in Coverversionen kennengelernt haben, von Nick Cave, Johnny Cash, REM. Sie alle wirkten beseelt von Leonard Cohen, der sich oft verbeugt, den Hut zieht und damit sein Herz bedeckt, der sich bedankt und später sogar niederkniet. Worte kommen einem in den Sinn, die man selten spricht: Demut. Cohen strahlt vor Spiritualität.

Cohen war ein Dichter, bevor er zum Sänger wurde. Der Jude aus Montreal galt als großes Talent unter den kanadischen Lyrikern, aber er verkaufte zu wenige Bücher. Also vertonte er seine Gedanken, und damit berührte er die Herzen vieler, die zu der Zeit jung waren, als irgendwie alle jung waren, in den 1960er Jahren. Cohen war Existenzialist, aber nicht so richtig.

Im zweiten Teil spielt Cohen mit dieser Vergangenheit. Er erzählt vom Alter, spricht Verse ohne Musik, und er fragt, ob man wissen möchte, wie die Antwort auf das kosmische Rätsel namens Leben lautet. „Ja“, rufen alle. Cohen lächelt milde, und dann greift er tief in den Honigtopf, sagt die Antwort, sagt mit dieser unglaublichen Stimme: „Du dam, du dam, dam dam, dadam“. Ein ungeheuerlicher Ausbruch schüttelt die Halle, und kurz danach bringt Cohen seine Jünger mit dem Song „Hallelujah“ zur Ekstase.

Als Cohen sich nach über drei Stunden und sieben Zugaben verabschiedet, applaudieren die Zuhörer im Stehen. Sie bedanken sich dafür, dass er sie beschenkt hat, dass sie die Einmaligkeit erfahren durften. Sie bedanken sich für die Beglückung und dafür, dass sie nun das Geheimnis kennen. Du dam, du dam, dam dam, dadam.

O autorovi| RP Online

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