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Ein weibliches Monster

Česko

Bis zu ihrem Tod hat Leni Riefenstahl bestritten, Nationalsozialistin gewesen zu sein

Leni Riefenstahl wird von vielen als eine große Künstlerin bewundert, die eigensinnig und beharrlich ein filmisches Werk schuf, dessen aufwendig inszenierte Ästhetik ein Beispiel setzte, dem selbst Kritiker wie beispielsweise Susan Sontag hohe Anerkennung zollten. Dieses Urteil fiel nicht zuletzt deshalb so einhellig positiv aus, weil Persönlichkeit und Leben von Leni Riefenstahl in eins zu fallen schienen mit ihrem Künstlertum, mit ihrem unstillbaren Ehrgeiz, Vollkommenes zu schaffen.

Dieses sich hartnäckig und gegen alle gegenteiligen Einreden behauptende Image ihrer selbst herzustellen und erfolgreich durchzusetzen, war ihre nicht minder große Leistung, mit der sie ihr Leben und Trachten zu einem Gesamtkunstwerk stilisierte und gleichzeitig gegen eine naheliegende, moralisch argumentierende Kritik immunisierte.

Feministischer Bonus Dass Riefenstahl sich dieses Image über ihren Tod hinaus - sie starb 2003 im Alter von 101 Jahren -so lange ohne größere Beschädigungen erhalten konnte, hatte im Wesentlichen zwei Ursachen: Zum einen lieferte sie, wie auch Albert Speer, den allermeisten ihrer Zeitgenossen das die Gewissen beruhigende Alibi, dass man im Dritten Reich durchaus eine sehr prominente Rolle spielen, mit dessen Machthabern vertraut verkehren konnte, ohne sich aber mit ihnen gemein zu machen oder auch nur Schaden an der eigenen bürgerlichen Seele zu nehmen, geschweige selber schuldig zu werden an den furchtbaren Verbrechen des Regimes.

Zum anderen wurde ihr der feministische Bonus zugute gebracht, dass es ihr als einziger Frau gelungen sei, in einer Zeit und in einem Umfeld, die beide ausschließlich von Männern dominiert waren, sich und ihr Werk erfolgreich durchgesetzt zu haben. Eine jetzt in Amerika erschienene Biographie, die der Filmhistoriker Steven Bach vorgelegt hat, zerstört dieses Selbstbildnis.

Dreiste Lügen Bach gelingt es so überzeugend, jenes durch dauernde Wiederholung schier undurchdringlich verfilzte Gewebe von Dichtung und Wahrheit aufzudröseln, mit dem die Riefenstahl ihren Durchbruch zum Erfolg im Dritten Reich und ihren Aufstieg zur vom Regime und insbesondere von Adolf Hitler gehätschelten Dokumentarfilmerin verbarg, dass man sein Buch mit Fug und Recht als die „definitive“ Biographie bezeichnen kann.

Seine Vorgehensweise ist ebenso einfach wie plausibel und eben deshalb auch umso wirkungsvoller, indem er, der Chronologie ihres Lebens folgend, ihre zahlreichen einschlägigen Selbstauskünfte mit gut dokumentierten Belegen und Zeugenaussagen konfrontiert. In Rede und Gegenrede kommt so eine Leni Riefenstahl zum Vorschein, die erheblich mit jenem Image kontrastiert: Nicht das einer gutaussehenden, sensiblen Frau, die unbeirrt zahlreicher Widerstände den Weg geht, den eine früh bewusste künstlerische Berufung ihr wies, sondern eher das eines weiblichen Monsters, das mit rücksichtslosem Ehrgeiz seine verführerischweibliche Erscheinung für ihren Traum von sozialem Aufstieg und bewunderter Prominenz einsetzt.

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