Sobota 11. května 2024, svátek má Svatava
130 let

Lidovky.cz

Gesten bahnen den Weg

Česko

Kleinkinder, die mehr Gesten benutzen, verfügten später über einen grösserenWortschatz

Das kleine Mädchen blättert in einem Buch. Plötzlich schnellt ihr Finger auf die Abbildung eines Schafes. „Das ist ein Schaf“, sagt die Mutter. Das Mädchen zeigt danach so schnell auf eine Kuh und eine Wolke, dass die Mutter mit dem Soufflieren kaum hinterherkommt. Ein banaler Vorgang?

Die Soziologin Meredith Rowe und die Psychologin Susan GoldinMeadow von der Universität Chicago zeigen im Fachblatt Science vom heutigen Freitag, dass vielfältige Gestik die Vorstufe zu einem grossen Wortschatz ist. An Reichhaltigkeit oder Armut der Gestik mache sich auch der sozioökonomische Status der Eltern bemerkbar, so die Forscher. „Gesten sind kein Beiwerk, sondern integraler Bestandteil der Sprache. Beim Spracherwerb bahnen die Hände den Wörtern den Weg“, sagt Goldin-Meadow.

Zeigegeste am Anfang der Kommunikation Die beiden Forscherinnen haben 14 Monate alte Kinder aus Chicago neunzig Minuten lang mit der Kamera beobachtet. Kinder aus Familien mit hoher Bildung benutzten Gesten mit durchschnittlich 24 verschiedenen Bedeutungen. Kinder aus bildungsfernen Familien hatten hingegen nur Gesten für 13 verschiedene Bedeutungen. Drei Jahre später folgte ein Sprachtest. Probanden, die mit vierzehn Monaten viel gestikuliert hatten, verfügten im Mittel über einen passiven Wortschatz von 117 Wörtern. Kinder, die wenig gestikuliert hatten, verstanden hingegen nur 93 Wörter.

„Die Zeigegeste steht am Anfang der Kommunikation“, sagt Ulf Liszkowski vom Max-PlanckInstitut für Psycholinguistik in Nijmegen. Mit ihr kann das Kind ausdrücken, was es haben möchte. „Wir lernen Kommunizieren nicht erst durch Sprache, sondern schon durch vorsprachliche Gesten“, sagt Liszkowski. „Sie schaffen im Bewusstsein eine Infrastruktur, die von der Lautsprache genutzt wird.“

Zeigegesten locken aus Erwachsenen Wörter hervor. Weist ein Kind auf einen Hund, sagt die Mutter: Das ist ein Hund. „So lernt das Kind ein Wort dann, wenn es sich dafür interessiert“, sagt GoldinMeadow. Auch Grammatik erwirbt das Kind durch Gesten. Es sagt beispielsweise „Vater“ und zeigt auf einen Hut. Daraufhin hört es: „Das ist der Hut deines Vaters“ - und lernt den Genitiv. „Die Gesten, die ein Kind vollführt, tauchen etwa drei Monate später als Worte und grammatische Strukturen in seiner Sprache auf“, sagt GoldinMeadow.

Autor: