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Lyrik für Obama

Česko

Der neue US-Präsident lässt sich bei seiner Amtsübernahme von einer Dichterin preisen

Der erste Auftritt eines Poeten bei der feierlichen Inauguration von John F. Kennedy hat Geschichte geschrieben. Als der vielfach ausgezeichnete und hoch geschätzte Robert Frost an jenem Wintertag des 20. Januar 1961 die 42 Zeilen seines Werks auf den neue Präsidenten vortragen wollte, zerrte nicht nur ein unnachgiebiger Wind an seinem Manuskript. Gleißende Reflexionen des frisch gefallenen Schnees machten es ihm unmöglich, seine Verse zu entziffern. Der 86 Jahre alte Meister zitierte schließlich stattdessen drei ältere Strophen aus dem Gedächtnis.

Zu seinem Glück. Denn sein eigentliches Gedicht zum großen Tag gilt bis heute als peinlicher Ausrutscher in Frosts großer lyrischer Karriere. Er wollte wohl zu viel, und komponierte ein steifüberladenes Ungetüm.

Schwere Aufgabe Elizabeth Alexander dürfte in diesen Tagen häufig an diese Episode zurückdenken. Die Professorin von der US-Eliteuniversität Yale wurde im Dezember zur offiziellen Dichterin für die Inauguration des Welt-Hoffnungsträgers Barack Obama erkoren. Es wird das vierte Mal sein, dass ein Poet anlässlich der Amtseinführung ein Opus vortragen darf.

Eine schwierigere lyrische Auftragsarbeit ist kaum denkbar. Die Neugier der Weltöffentlichkeit, die Größe des Augenblicks und der Druck des näher rückenden Termins sind keine idealen Bedingungen, wenn ein Dichter in Ruhe aus Worten Kunstwerke zu formen versucht. „Ich beneide sie nicht“, verkündete kürzlich Billy Collins, vormaliger Poet Laureate der USA, ein auf Zeit bestimmter Nationalpoet. Seit mehr als zehn Jahren pflegt die schwarze Professorin für afroamerikanische Studien eine Freundschaft zum neuen Präsidenten, die beiden lernten sich an der Universität von Chicago kennen. „Wir gehören exakt derselben Generation an“, sagt die Dichterin und meint damit die vielen Ähnlichkeiten in ihren Lebensläufen. Dass Obama sie ausgewählt hat, macht sie umso stolzer, weil sie auch von dessen eigenem Umgang mit Worten sehr viel hält. „Seine Sprache ist enorm reich und enorm präzise, doch nie übertrieben.“ Sie bewundere diese Sensibilität eines Poeten an Barack Obama. „Und ich werde mich an ihm ausrichten.“

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