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Politik ohne Pullunder

Česko

Auch die Mächtigen müssen sich dem Diktat von Stilberatern unterwerfen

Müssen Politiker schön sein – oder zumindest ein wenig glamourös? Offenbar schon. Derselbe Nicolas Sarkozy, der heute im Designeranzug den ganzen Präsidentenkerl gibt, ging früher im braunen Jackett mit Ellbogenaufnähern seinem Tagwerk als Stadtrat nach – lang ist das her, damals musste er sich seine Kleidung wohl noch selbst aussuchen.

Politiker herrschen heute längst nicht mehr über die Mode, sie werden von ihr bestimmt.

Noch vor ein paar Jahren diskutierte die halbe Republik über Angela Merkels Haarschnitt. Dürfte Helmut Kohl heute noch so selbstverständlich üppig sein wie damals? Wird doch inzwischen selbst bei einem gestandenen Kriegshelden wie John McCain im Internet über den Umstand debattiert, dass er sich seine Zähne nicht bleichen ließ. Der Politiker, der völlig unberaten und manchmal durchaus schlecht gekleidet seiner Arbeit nachgeht, gehört der Vergangenheit an. Begonnen hat die Ästhetisierung der Politik mit den amerikanischen Präsidentschaftswahlen von 1960. Damals wurde zum ersten Mal eine Debatte der Spitzenkandidaten Richard Nixon und John F. Kennedy im Fernsehen übertragen. Diejenigen, die das Duell im Radio verfolgten, waren der Ansicht, dass Nixon seine Sache gar nicht schlecht gemacht oder sogar ein bisschen besser abgeschnitten habe. Ganz anders sahen es die Fernsehzuschauer. Nixon war schlecht rasiert, bisweilen wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Wie anders wirkte da Kennedy, so frisch und rosig: ein Bild von einem Präsidenten. Brioni-Kanzler Bis es in Deutschland so weit kommen würde, sollte es noch Jahrzehnte dauern. In der Bundesrepublik wollten Staatslenker keine Stars sein. Im Gegenteil: Im Nachkriegsdeutschland sollte der Politiker Mann der Masse sein. Einer der Ersten, der ein feines Gefühl bei der Wahl seiner Garderobe bewies, war Helmut Kohl. Er verstand es, Politik auch textil auszustaffieren. Zum freundschaftlichen Plausch mit dem damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin begab er sich in heimeliger Strickjacke.

Gerhard Schröder gefiel sich als Brioni-Kanzler. Joschka Fischer gestaltete sein politisches Comeback, indem er seinen Körper durch Marathonläufe zurichtete. Zuletzt musste die Kanzlerin diese Lektion lernen. Ihr fehlender Schick wurde ihr gar als Erbe des Sozialismus angekreidet. Heute hat die Kanzlerin eine eigene Visagistin und lässt sich ihre Jacketts von der Designerin Bettina Schoenbach anmessen. Und tatsächlich: Seitdem Merkel „Ladylook“ trägt, ist nicht nur die Kritik an ihrem Kleidungsstil verflogen. Auch politisch wird sie als erfolgreicher wahrgenommen.

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