Der vierzigste Geburtstag ist für viele der Moment, an dem sie sich eingestehen müssen, dass sie nicht mehr die jüngsten sind und die Frage aufkommt, ob man nicht doch noch einmal die Richtung wechseln müsste. An dieser kritischen Schwelle befindet sich nach eigener Einschätzung das WeltkulturerbeKomitee der Unesco.
878 „Weltkulturerbestätten“ in 145 Staaten hat die Organisation bisher gekürt, jährlich kommen neue hinzu. Bald wird die Liste mehr als 1000 Stätten umfassen. „Ist das eine gute Sache?“, fragt sich die Welterbe-Kommission inzwischen selbst. Wie kann eine Institution, die mit überschaubaren personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet ist, eine derart grosse Zahl von global verstreuten Kulturstätten noch überwachen und zu ihrem Erhalt beitragen?
Titel entziehen Es ist das Dilemma eines notwendigerweise weit gefassten Begriffes von „Weltkultur“, dass er am Ende nicht viel mehr zu leisten vermag, als potenziell endlos erweiterbare Listen zu produzieren. Daher scheint es schon allein aus dramaturgischen Gründen sinnvoll, dass die Möglichkeit besteht, den einmal verliehenen Titel „Weltkulturerbe“ auch wieder zu entziehen.
Dieses Schicksal droht in der kommenden Woche dem Dresdner Elbtal wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke. Imvergangenen Jahr hatte das Komitee die Verantwortlichen in Sachsen dringend gebeten, den Bau der Brücke zu stoppen oder wenigstens einen Tunnel zu graben. Da dies nicht geschehen ist und der Bau der Brücke voranschreitet, ist damit zu rechnen, dass die Weltkulturhüter kommende Woche Ernst machen.
Bislang hat das WeltkulturerbeKomitee erst ein einziges Mal zu dieser drastischen Massnahme gegriffen, im Fall eines AntilopenSchutzgebietes im Oman. Das war 1994 in die Liste aufgenommen worden, 2007 wurde der Titel wieder aberkannt, weil der Oman das Oryx-Schutzgebiet mal eben um 90 Prozent verkleinert hatte, um doch lieber Erdöl als Antilopen zu fördern. Für die sächsische Hauptstadt wäre der Verlust des Titels peinlich, aber die Folgen wären wohl zu verschmerzen. Der WaldschlösschenStreit vermittelt eine Ahnung davon, auf welch ungefestigtem Terrain sich das Weltkulturerbe-Komitee der Unesco letztlich bewegt. Je näher man dem Konzept der „Weltkultur“ zu kommen versucht, mit dem die UN-Organisation operiert, desto nebulöser wird es. Noch delikater wird es dann, wenn es um die Frage geht, wie ein ohnehin schwer fassbares Erbe zu schützen sei - und wann der Punkt erreicht ist, wo seine Pflege so vernachlässigt wird, dass es als „zerstört“ zu gelten hat. Welt Online
Streit um Dresdner Elbtal
r Streit (s, e) spor
s Elbtal (s, ä-er) údolí Labe
s Welterbe (s, 0) světové dědictví
sich ein/gestehen (a, a) přiznat si
auf/kommen (a, b. o) vynořit se
e Schwelle (-, n) práh
e Einschätzung (-, en) hodnocení
e Weltkulturerbestätte (-, n) místo chráněné org. Unesco
jako světové dědictví
küren (kürte/o, gekürt/o) zvolit
e Stätte (-, n) místo
umfassen obsáhnout
überschaubar přehlédnutelný
Ressourcen (Pl.) zdroje
ausgestattet vybavený
verstreut rozsetý
überwachen střežit
r Erhalt (s, 0) zachování
notwerdingerweise nutně
weit gefasst široce pojatý
leisten vykonávat
vermögen být s to
erweiterbar rozšířitelný
e Liste (-, n) seznam
sinnvoll rozumný, smysluplný
verliehen (Titel) propůjčený, získaný
entziehen (o, o) vzít
s Schicksal (s, e) osud
dringend naléhavě
voran/schreiten (i, b. i) pokračovat
Ernst machen vyvodit důsledky
zur Massnahme greifen (i, i) sáhnout k opatření
s Schutzgebiet (s, e) chráněné území
in die Liste auf/nehmen (a, o) dát na seznam
ab/erkennen odejmout (titul)
verkleinern zmenšit
s Erdöl (s, 0) ropa
fördern dobývat; podporovat
peinlich bolestný; trapný
verschmerzen překonat, přebolet
vermitteln zprostředkovat
ungefestigt nejistý
nebulös mlhavý
fassbar uchopitelný
e Pflege (-, 0) péče
vernachlässigt zanedbaný
zerstört zničený
gelten (a, o) platit