Zwischen zwei Lebensabschnitten mal etwas Neues ausprobieren? Statt an der Karriere zu feilen mal den Weltenbummler mimen? Ins „Gap Year“ passt viel hinein. In angelsächsischen Ländern gehört ein kreativer Schlenker im Bildungsweg mittlerweile zum guten Ton und in den vorbildlichen Lebenslauf.
Auch Lauren war nach ihrem Highschool-Abschluss noch nicht für das College bereit. Die 18-Jährige hatte andere Pläne. „Ich musste erst mal meine Interessen sondieren, ohne durch den ganzen Karrieredruck belastet zu sein“, sagt sie. Also legte sie ihre Bewerbung an der Princeton-Universität im Bundesstaat New Jersey auf Eis und machte sich auf nach - Marokko. Dort half sie dabei, Häuser zu renovieren, lernte Arabisch und erkundete die Sahara. Bisher standen die US-amerikanischen HighschoolAbsolventen in dem Verdacht, nach der Schule gerade mal von der Westküste bis zur Ostküste des Landes zu denken, den Rest der Welt ein wenig zu ignorieren und direkt nach dem Abschluss sofort hinter den College-Büchern zu verschwinden. Jetzt hacken sie Holz am Amazonas, mixen Zement für Dorfschulen in Bolivien oder verbessern ihre Fremdsprachenkenntnisse beim Praktikum in Spanien.
Von Europa nach Amerika Der Vorreiter der „Gap Year“-Idee sind dieses Mal die europäischen Länder, speziell Grosbritannien. Dort machen elf Prozent aller zukünftigen Studenten eine solche Pause vor der Uni, in Skandinavien ist die kreative Auszeit ebenfalls üblich. Ganz so weit sind die USA noch nicht: Laut einer Studie der Universität von Kalifornien nehmen erst knapp zwei Prozent ihr Studium verspätet auf. Doch das Interesse am Gap Year steigt:
„Viele nutzen die Zeit gezielt, um sich weiterzubilden“, sagt Ulrich Grothus vom New Yorker Büro des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Vor allem überdurchschnittlich gute Studenten gönnen sich ein Jahr Pause von der Universität, um im Ausland neue Impulse zu bekommen. Amerikas Universitäten fördern den Trend mit eigenen Programmen: Die Uni Princeton gab kürzlich bekannt, dass man ab 2009 wenigstens ein Zehntel der Studenten zunächst ein Jahr zum sozialen Dienst ins Ausland schicken wolle, bevor sie ihr Studium beginnen. Die Hochschulen handeln nicht uneigennützig: Wenn die jungen Weltenbummler ihr Studium aufnehmen, verfügen sie über einen erweiterten Horizont, grösere Motivation und Reife.
Auch in Deutschland ist die Auszeit bereits seit einigen Jahren stark im Kommen, wie Tanja Kuntz von der „Travelplus Group GmbH“ bestätigt. Bereits 2004 hat die auf Sprachreisen und soziale Auslandsdienste spezialisierte Firma ein eigenes Gap-Year-Programm gegründet. Gut 5000 „gapper“ schickt „Travelplus“ heute jährlich in die Welt hinaus.
Der Spiegel
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Vor dem Studium in den Urwald
r Urwald (es, ä-er) prales
ab in den Job rychle do zaměstnání
r Lebensabschnitt (s, e) životní úsek
aus/probieren vyzkoušet
an der Karriere feilen pracovat na kariéře
r Weltenbummler (s, -) světoběžník
mimen napodobit
s Gap Year roční pauza
hinein/passen vejít se
r Schlenker (s, -) odbočka
r Bildungsweg (s, e) vzdělávání, cesta za vzděláním
vorbildlich příkladný
s Highschool-Abschluss (es, ü-e) maturita
s College (s, s) vysoká škola (bakalářské studium)
sondieren sondovat, zkoumat
belastet zatížený
e Bewerbung (-, en) přihláška
aufs Eis legen dát k ledu
sich auf/machen vydat se
erkunden prozkoumat
r Verdacht (s, ä-e) podezření
e Westküste (-, n) západní břeh
verschwinden (a, b. u) zmizet
hacken sekat
r Vorreiter (s, -) přední jezdec, pionýr
e Auszeit (-, en) volno
auf/nehmen (a, o) začít
überdurchschnittlich nadprůměrně
sich gönnen dopřát si
fördern podporovat
handeln jednat
uneigennützig nezištně
e Reife (-, 0) zralost